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Die Sylt-Rose.

Schlichte Schönheit aus Kamtschatka.


An allen Ecken der Insel zeigt sich die Heckenrose aufgeweckt. Eine Verwandte der edlen Gartenrose, genauso vollkommen, doch umso gewöhnlicher. Ihre Bescheidenheit schuldet die Rosa rugosa ihrem wilden, anspruchlosen Wuchs. Kein Wunder, dass sie mit der Zeit ganz Sylt eroberte und in den Sommermonaten das Bild der Insel prägt. es Gebrauchsgefäß, exklusives Wandobjekt oder kostbares Schmuckstück.

Wenn im Juni die Tage lang werden und Frühling und Sommer sich im Dienst der Jahreszeiten abwechseln, ist ihre Zeit gekommen: für die Rosa rugosa bricht die Blütezeit an. Auf schwer zugänglichen Dünenhängen, in Gärten und auf unzähligen Friesenwällen entfalten munter strahlende, sich der Sonne öffnende Blütenköpfe ein unverwechselbares Aroma, das dem Wissenden bei geschlossenen Augen verrät, auf Sylt zu sein. Die gewinnende Mischung aus würzig-salziger Nordseeluft und süß-sinnlichem Rosenduft umfängt die Sinne.

Bis September hält die ausdauernde, betörend Pracht, die, wenn die einnehmende Duft-Euphorie ihren Höhepunkt erreicht, mach einen derart verzaubert, dass er der schlichten Schönheit aus Übersee auf immer verfällt. Mitgebracht von der nordostasiatischen Halbinsel Kamtschatka erfreuen ihre großen, zarten Blütenblätter das Auge im Sommer, die sich in Pink-, Rosa- und Weißtönen auffächern. Im Herbst prunken leuchtend orangerote, kugelige Früchte an den stachligen Zweigen, was sie zur Fruchtrose und den Hagebuttearten zugehörig macht. Ab Anfang Oktober zeigt sich das Laub der Rosa rugosa goldgelb, das zuvor mit dicken, stark gezeichneten Blättern überall auf der Insel dunkelgrüne Heckenlandschaften ausgebildet hatte. Der auffällige und üppige Fruchtschmuck der deutschlandweit bekannten Strauchrose, erfreut mit seiner satten Farbenpracht oft bis in den Winter hinein.

Auch unter den Namen "japanische Apfelrose" oder "Kartoffelrose" bekannt, sind deren dicke, schwere Früchtchen nicht nur schön anzuschauen, sondern empfehlen sich obendrein zur Verwendung in der Küche. Etwa zur Gewinnung von Mus, Marmelade, Sirup und vielerlei mehr – sofern die Früchte nicht durch Pestizide oder sonstige Schadstoffe belastet worden sind. Und auch Allergiekern sei Vorsicht vor dem Verzehr geboten. Denn: Die fast auf jedem Boden gern wild, äußerst dominant und dicht wachsende Rosa rugosa, wird der Familie der Rosengewächse zugeordnet. Allen Heckenrosenarten gleich ist, dass deren Fruchtfleisch reich an vielen Vitaminen ist, insbesondere aber an Vitamin C.

Die botanische Immigrantin und ihre einheimischen Rosenschwestern stehen in alten Kräuterbüchern im Ruf von Heilpflanzen. Und mancher erinnert sich vielleicht an Versuche aus der Kindheit, aus ihnen forschungslustig Juckpulver hergestellt zu haben. Doch wer macht schon heute noch solche Scherze?

Text/Fotos: Angelika Jakat


REZEPT:

Hagebuttenmarmelade

Die gepflückten Hagebutten waschen, Stile und Blüten entfernen, halbieren und sauber auskratzen (Kerne und Härchen).

Die Hagebutten – ca. 900g – mit dem Saft einer Zitrone und ein wenig ungesüßtem Fruchtsaft (Apfel, Birne, Traube, usw.) unter Rühren aufkochen.

Die Fruchtmasse pürieren, dann mit 1 kg Gelierzucker unter Rühren 3-4 Minuten sprudelnd kochen.

Heiß in Gläser mit Schraubverschluss abfüllen.

Zum Verschließen nehme ich 2 Tropfen 54%igen Rum – anzünden und sofort verschließen.

Gutes Gelingen
Henning Maß, Insel Sylt

(Veröffentlichung: TV SYLT Magazin, 14/05)

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