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Wie geht das?

Strandkorb „Made in Rantum“


Er konzipiert, produziert und verkauft Strandkörbe: Willy Trautmann. Seit Jahrzehnten vertraut mit Holz und Flechtwerk, beherrscht er perfekt den Bau des Wind-und-Wetter-Schutzes. Wie so einer entsteht: aus über Hundert Einzelteilen. Wichtig dabei: es wird vor Ort per Hand geflochten und gefertigt. Wo: in Rantum auf Sylt.

Seit seiner Kindheit ist ihm die Herstellung von Strandkörben vertraut. Da ist Willy Trautmann über den Beruf des Vaters „rein geboren worden“, wie der Sohn eines gelernten Korbmachers sagt. Eigentlich habe er ja lieber Rettungsschwimmer werden wollen. Aber dann machte er doch das, was von der Familie anerkannt wurde. Nämlich eine Tischlerlehre. Seit 1975 führt der Tischlermeister seinen eigenen Betrieb. Die Sylt-Strandkörbe des Rantumer Familienunternehmens werden noch per Hand gearbeitet und stehen ein für Wertarbeit. Ihre Vorzüge haben sich bei der deutschen Prominenz und bis nach Neuseeland herumgesprochen. Dass so ein Standkorb seinen Preis hat, versteht sich von selbst.

Billigartikel aus China, Polen oder Litauen kommen an trautmannsche Produkte in Sachen Qualität und Komfort nicht heran. Dennoch sei deren Konkurrenz am Markt stark bemerkbar, sagt der Mittfünfziger, der einen in Shanghai hergestellten Strandkorb bei sich stehen hat. Warum? Die Antwort ist simpel: als tadelnswertes Vergleichsobjekt. Allem Übermäßigen bei der Ausstattung eines Strandkorbs steht Willy Trautmann kritisch gegenüber. „Es macht doch keinen Sinn, in einen Strandkorb ein Radio einzubauen, der viele Jahre bei Wind und Wetter auf der Terrasse stehen soll.“ Ihm gilt: „Einladend und immer bezugsfertig sollte ein Strandkorb sein, sodass man windgeschützt und beschaulich in ihm sitzen kann. Auch bei schlechtem Wetter.“ Von seinen Produktentwicklungen profitieren die Kunden. Speziell von der Idee, die Verstellbarkeit des Strandkorboberteils zu vereinfachen, die er sich hat patentieren lassen. Der Alltag des passionierten Regattaseglers ist vom Produktionsgeschehen bestimmt: „So bekomme ich jeden Fehler mit, der dann sofort ausgemerzt wird.“

Nachdem Willy Trautmann letzte Arbeiten am Oberteil eines Korbes beendet hat, bewerkstelligt Tochter Svenja die Endmontage. Kein Problem, schließlich ist auch sie Tischler von Beruf. Aber, sagt sie, in einem Familienbetrieb, mache man auch alles andere. Dass ihm die 26-Jährige beruflich nachfolgt, begeistert Willy Trautmann, wie er sagt, dessen Mutter man in der Stoffabteilung treffen kann. Zur Arbeitsoptimierung wird auch hier mit Schablonen gearbeitet. Denn Strandkorbherstellung ist Termingeschäft nach Bestellung, bei der über Typ und Ausstattung individuell entschieden wird. Das macht jeden der Strandkörbe einzigartig. So einzigartig wie Sylt selbst.

Text/Fotos: Angelika Jakat


Foto links:
Im Schlaf gemacht: jährlich schlägt Willy Trautmann auf der Werkbank einige hundert Strandkorboberteile mit Stoff aus

Foto mittig:
Endspurt: Nach rund zehn Stunden ist ein Sylt-Strandkorb fertig. Letzte Holzteile befestigt Svenja Trautmann

Foto rechts:
Schneller Flechten: Cemil Mogar und Mehmet Capan (v.r.) stehen seit dreiundzwanzig bzw. dreizehn Jahren am Flechtbock und flechten Sylt-Strandkörbe – im Akkord mehrere tausend über die Zeit

Architektur eines Strandkorbs: 1 Ober- und 1 Unterteil, 2 Fußstützen, 2 Seitenteile, 127 verschiedene Holzleisten, jede Menge Stoff und zirka 600 Meter Geflecht - für das benötigen geübte Korbflechter gut 7 Stunden

(Veröffentlichung: TV SYLT Magazin, 16/05)

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