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Schönem Orgelklang verpflichtet.

Interview: Alexander Ivanov.


Die Kirchengemeinde Keitum hat seit Februar einen neuen Organisten: als Nachfolger von Matthias Eisenberg ist Alexander Ivanow angetreten, der damit die Leitung der „2. Keitumer Musik- und Orgelwoche“ übernommen hat, die vom 3. bis zum 7. Oktober stattfindet.

Alexander Ivanov fühlt sich auf Sylt „ungewöhnlich wohl“. Ihm gefällt die „schlichte Erhabenheit der Natur“ des Eilands. Er ist überrascht und begeistert von der guten Resonanz des Publikums auf die hiesigen Orgelkonzerte; dem großen Interesse an Kultur und niveauvoller Unterhaltung, das Gäste wie Insulaner stetig pflegen. Aber auch von dem beachtlichen Maß an „menschlicher Wärme und Hilfsbereitschaft“, das ihm, dem neuen Kantor und Organisten von St. Severin zu Keitum, begegnet. „Der Friede in der Gemeinde ist erstaunlich“, bemerkt der gebürtige St. Petersburger, der seinen Lebensmittelpunkt im Frühjahr von Hamburg nach Sylt verlegt und in der nordfriesischen Wahl-Heimat „viele neue Freunde“ gefunden hat. Übrigens alles „keine Musiker“, wie er lächelnd feststellt.

Ob zum Einkaufen oder Sightseeing mit Gastmusikern, Ivanov geht gern und viel zu Fuß. Spazieren zu gehen bereitet ihm Freude. Nur zum Joggen fehlte es bisher an Zeit, doch sei das Orgelspiel auch eine „ziemlich sportliche Angelegenheit“. Täglich sitzt Ivanov an der Orgel, um Fingerfertigkeit beim Spiel zu üben. Mindestens drei Stunden lang. Sein Repertoire umfasst „alle musikalischen Richtungen, vom 14. Jahrhundert ausgehend bis heute“.

Was anders geworden ist im Leben des jungen, sympathisch-humorvollen Tonkünstlers, seitdem er zwischen Watt und Meer lebt? „Ich habe richtig viel Stress, weil ich eigentlich zwei Göttern dienen muss: meiner Berufung als Musiker und dem Geld verdienen. Als Organist und Kantor ist man zugleich als Manager, Werbespezialist und Pädagoge gefragt – und würde am liebsten nur spielen, was schwer genug ist, wenn man es ernst nimmt. Aber ich habe viel Glück gehabt“, sagt der 29-Jährige. Bei der Zusammenstellung des Konzertprogramms ist für ihn entscheidend, Stücke zu wählen, „die die Menschen erfreuen, überraschen und nachdenklich machen“. Sein Credo: „Die Leute müssen verzaubert sein, das ist das Wichtigste!“ Ob er selber komponiere? „Grundsätzlich nicht“, allein im Gottesdienst zu improvisieren ist dem Bach-Bewunderer, dessen persönliches Berufsverständnis eher da hin geht, Organist zu sein, wie ein „Gebet“ an der Orgel: „Ich spreche mit Worten der Musik.“

Ansonsten kocht der Sohn eines Jazzers gerne, vegetarisch. Und weiß, „Borschtsch ohne Fleisch geht auch“. Darüber, wie sein Verhältnis zu Rock- und Pop-Musik ist, lässt er keinen Zweifel: „Ich höre überwiegend Depeche Mode und damit hat sich die Sache.“

Text/Fotos: Angelika Jakat

(Veröffentlichung: TV SYLT Magazin, 20/05)

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