SYLTZEIT online

Museen auf Sylt.

Eintreten, sehen, staunen. Sylter Geschichts-Aroma.


Teil I:

Museen erzählen Geschichte. Auf Sylt helfen sie, geologische und traditionelle Erscheinungen zu entschlüsseln. Denn sie geben Aufschluss über Wohnkultur, Trachten und Seefahrt. Wo kochten damals die Inselfriesen, wie sahen früher die Betten aus und wer war Uwe Jens Lornsen? Fragen über Fragen. Antworten finden sich in Keitum.

Sylt atmet Geschichte. Auf Schritt und Tritt begegnen dem Aufmerksamen Hinweise auf altfriesische Bau-, Wohn- und Lebenskultur. Die heute romantisch anmutenden, charakteristisch mit Reet gedeckten Kapitänshäuser in Sylt-Ost sind dabei Zeugen einer Zeit, in der nicht der Tourismus, sondern die gefahrvolle Seefahrt eine Haupterwerbsquelle der Inselfriesen darstellte.

Kein Hindenburgdamm ermöglichte damals die schnelle Anreise über das Watt. Weder nach Westerland, noch in die noch dünn besiedelten Dörfer. Nur per Schiff war die fragile Dünenschöne zu erreichen, was mit erheblichem Aufwand und wenig Komfort einherging.

Die elegante Gemütlichkeit einstiger syltfriesischer Wohnkultur von Kommandeur Peter Uwen, ist im Altfriesischen Haus in Keitum anzutreffen. Sparsamer Lichteinfall aus kleinen Fenstern und dunkles Holz tauchen die ehemaligen Wohnräume des Seefahrers in dämmrige Stille. Hier kommen Erinnerungen an das Sylt des 18. Jahrhunderts auf. Altes Geschirr, Standuhren, Kronleuchter und Alkoven bestimmen die nostalgische Stimmung des ältesten musealen Ortes der Insel. Hell gekachelte Wände reflektieren das Tageslicht, zeigen dabei schön gestaltete Muster in brauner und blauer Farbe, die auch die historische Kochstelle schmücken, wo schon immer ein Wasserkessel hing. Die hölzernen Löffel und tönernen Krüge im angrenzenden Abstellraum strahlen heute Küchenflair von anno dazumal aus.

Seit 1907 im Besitz des Sylter Heimatvereins Söl`ring Foriing e.V., spürt man in allen Räumen des Friesenhauses den Zauber früherer Inselzeiten. Auch in der integrierten Museumsweberei sind Lärm und Hektik verschwunden. Vorhänge, Tischläufer und Kissen entstehen hier an kleinen und großen Webstühlen. Dabei ist das leise Surren des Schiffchens zu hören, das über die fest gespannten Fäden saust sowie das rhythmische Klappern des Webstuhls, dem die Handweberinnen den Takt vorgeben.

Munteres Gezwitscher ist indes in der Freilichtanlage „Kampener Vogelkoje“ zu vernehmen. Die alte, teilweise restaurierte Anlage zum Fang von Enten stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Einrichtung war bis 1921 in Betrieb und erstreckt sich im Gesamtareal über eineinhalb Hektar. Sie bietet zwei Ausstellungen mit Wissenswertem rund um die artenreiche Flora und Fauna der Insel. Insbesondere zur Vogelkunde Sylts. Neben der Besichtigung des Modells der ehemaligen Fangeinrichtung, kann man auf einem interessanten Lehrpfad mit informierenden Schautafeln zugleich schön spazieren gehen.

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Teil II:

Brauchtum und Tradition kann an gleich mehreren Orten auf Sylt bestaunt werden. Neben dem Altfriesischen Haus und der Kampener Vogelkoje, gelten auch das Sylter Heimatmuseum und das Feuerwehrmuseum in Keitum sowie der „Denghoog“ als beliebte Adresse für all jene mit Sinn für geschichtliche Hintergründe und interessante Einsichten.

In unmittelbarer Nähe zum Altfriesischen Haus, ebenfalls direkt am Keitumer Kliff gelegen, findet sich ein zweites Museum der Söl`ring Foriining e.V.: das Sylter Heimatmuseum. Hier wird Inselgeschichte bis um 1850 lebendig. In großzügigen Räumlichkeiten und über zwei Ebenen verteilt, berichten Exponate aus aller Welt vom Leben und Wirken wagemutiger Sylter Männer wie dem des Handelskapitäns und Inselhelden Uwe Jens Lornsen.

Aber auch Hausrat, Frauentrachten, Schmuck sowie Bilder und alte Werkzeuge und Gegenstände aller Art dokumentieren im Kleinen wie im Großen Historisches. Der Dienstag ist hier ein besonderer Tag. Dann nämlich kann man der Gold- und Silberschmiedemeisterin Petra Paulsen beim Anfertigen von Anhängern, Ohrsteckern oder Broschen zusehen. Wer sich für die Sylter Erdgeschichte, archäologische und geologische Funde interessiert, dem bietet die Dauerausstellung interessante Funde und Ansichten von Erdschichtungen etwa des Kaolinsands vom „Roten Kliff“ von 1952, aber auch etliche interessante Versteinerungen von Schalentieren. Die zahlreichen Buddelschiffsbauten von Hans Fahrenburg zeigen maritime Szenen mit Schiffen und Landschaften. Darunter: „Vor Hörnum“ und „Munkmarsch 1901“.

Die Palette interessanter exotischer Mitbringsel Sylter Seeleute reicht von Elfenbein Souvenirs aus Afrika bis zu einem Kompass aus China und Specksteinfläschchen aus Tibet. Frühe Sylter Fotoarbeiten sind in der angegliederten Weidemann-Dokumentation zu sehen, die sich dem Leben und Werk des Fotografen und Malers Magnus Weidemann (1880-1967) widmet. „Auffällig ist, das zunehmende Interesse der Besucher an der Frühgeschichte der Insel“, sagt Christel Funk, die im Heimatmuseum die Kasse zeitweise führt und gerade von kleinen Museumsbesuchern oft „Löcher in den Bauch“ gefragt wird.

Nur wenige Wegminuten entfernt, befindet sich in der C.-P.-Hansen-Allee das Feuerwehrmuseum im alten Gerätehaus der Sylt-Oster Wehr. Jeden Dienstag führen wechselnde Museumsführer interessierte Besucher kenntnisreich in Wissenswertes rund um die Geschichte der Sylter Feuerwehr ein. Nostalgisches in Form von alten Uniformen, Helmen, Orden und allerlei Gerätschaften sind hier sehen. Neben alten Löschgeräten wie Spritzen und Pumpen dokumentieren zudem Fotos nahezu ein Jahrhundert Feuerwehrgeschichte.

Eine bereits 5000 Jahre alte Sylter Attraktion befindet sich in Wennigstedt: das Großsteingrab „Denghoog“, das 1868 geöffnet wurde. Die imposante steinerne Kammer ist wissenschaftlich erforscht und seit 1928 für Besucher zugänglich.

Text/Fotos: Angelika Jakat

(Veröffentlichung: TV SYLT Magazin, 16/05)

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