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Der Fischkönig von Sylt.

Interview: Jürgen Gosch.


Jürgen Gosch, “Fischkönig” und Firmenchef, ist seit 1968 auf der Insel. Er betreibt Deutschlands nördlichste Fischbude – und machte seinen Namen zum Synonym für Sylt.

Wenn Jürgen Gosch von seinen geschäftlichen Anfängen als Sylter Aal- und Krabbenverkäufer erzählt, wird er zum Referent einer Erfolgsgeschichte, die Ende der 60er Jahre als „Aal-Jürgen“ begann. Mittlerweile hat sich die Marke Fisch-Gosch deutschlandweit etabliert. Mehr noch. Der Abstecher in eine seiner Fischbuden versteht sich für viele Inselgäste als Sylt-Highlight. So wie Sylt, ist „Jünne“ Kult.

Was der heute 64-Jährige mit einem kleinen Verkaufskarren startete, ist gewachsen zum florierenden Lifestyle-Konzept, das mit unkomplizierter Bistro-Küche bis hin zum Gosch-Teddy aus dem Fan-Shop punktet. „Ich habe meine Chance damals innerhalb weniger Wochen erkannt; sah, was ich verkaufte, hab mir das zugetraut und bin mit der Aufgabe gewachsen“, sagt Gosch, der gelernte Maurer. Wie er zu seinem ehemaligen Beruf kam, erklärt er mit dem Wunsch der Mutter, die ihm angetragen hatte diese Familientradition fortzuführen. Doch schon als „junger Kerl“ habe er sich gesehen als „Handelsmann“. Und damit kündigte sich bereits die klassische Tellerwäscherkarriere des Jürgen Gosch an.

Seinen Aufstieg als Unternehmer betrachtet er gelassen: „Das ist eben mal passiert.“ Dabei macht der gebürtige Tönniger nichts an der Zeit fest. Es gäbe noch immer „in jeder Branche eine Lücke. Wer an sich glaubt, kann sie schließen“. Wichtig sei, „dran zu bleiben. Mit Ausdauer - bis zum bitteren Ende“. Für Gosch selbst heißt das: „Ich kann kürzer treten, aber nicht zurückziehen.“ Ob seine Tochter, die in Dubai, oder sein Sohn, der in Australien lebt, ihm im Unternehmen nachfolgen werden, ist ungewiss für den Self-Made-Millionär: „Es besteht eine leise Hoffnung. Aber wenn nicht, wäre ich auch nicht traurig.“ Selbst vaterlos aufgewachsen, sei für ihn entscheidend gewesen, seinen Kindern ein erfolgreiches Leben gestalten zu können.

Beim Thema Freizeit gerät er ins Stocken. Nein, die nehme bei ihm nicht den größten Stellenwert ein. Sein abwechslungsreicher Beruf befriedige ihn. Die Frage nach echten Freunden beantwortete Gosch mit Bedacht: „Man hat auch Freunde, aber ich kann sie leider nicht pflegen.“ Sein Image als “Fischkönig” gefällt ihm zumindest unter Werbeaspekten. „Ich habe den Namen weg. Es hätte schlimmer kommen können“, sagt Jürgen Gosch, der stets im gleichen Look zu sehen ist. Seine weiße Koch-Kluft mit rotem Plüsch-Hummer in der Brusttasche dazu ein Geschirrtuch in der Hand gehört zum Programm.

Am Jahresende, da packt ihn das Fernweh, „um Neues zu sehen“ auf gemeinsamen Reisen mit seiner Frau Anna. „Die guckte nicht nur zu den Fischbrötchen, als sie damals hier Urlaub machte”, erzählt Gosch, der sich als „bodenständig, eher sachlich und nicht so romantisch“ beschreibt. „Mit ein bisschen Temperament - vielleicht.“ Das indes zeigt sich sofort, wenn es um die von ihm befürwortete Sylter Seebrücke geht. Seit der Kindheit sei jedoch das Wetter sein größtes Hobby. Ohne regelmäßige Wettervorhersagen könne er nicht, weshalb er eine eigene Wetterstation zu Hause habe. Und: „außer Meteorologen kaum Gegner“.

Text/Fotos: Angelika Jakat

(Veröffentlichung: TV SYLT Magazin, 18/05)

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