Aids : Aufklärungsarbeit wichtiger denn je

Zum Welt-Aids-Tag fand ein Gottesdienst in der Wennigstedter Dorfkirche statt, dem sich ein Beisammensein im Gemeindehaus anschloss. Beim Kampf gegen die Seuche Aids kommen der Aufklärungsarbeit und dem Austausch ein wichtiger Stellenwert zu.

Machten am Welt-Aids-Tag mit einem Gottesdienst auf das Seuchenproblem aufmerksam: der Hamburger Aids-Pastor Detlef Gause, Susanne Kunsmann (Ev. Kinder- u. Jugendbüro Südtondern), Angela Lohmüller (Aids-Hilfe-Sylt), Pastor Rainer Chinnow (v.l.). Foto: Jakat

Wennigstedt-Braderup/Sylt (aja) - Zum Welt-Aids-Tag fand in der Wennigstedter Dorfkirche ein von 18 Konfirmanden, der Aids-Hilfe-Sylt, dem Ev. Kinder- und Jugendbüro Südtondern sowie dem Sylter Organisten Jürgen Borstelmann gestalteter Gottesdienst statt.

Wenngleich die rote Aids-Schleife als Symbol der Solidarität kaum zu sehen war, so richtete sich die emotional-gedankliche Anteilnahme der Anwesenden dennoch an all jene, die an der Immunschwächekrankheit Aids erkrankt sind.

Pastor Chinnow beklagte den "Trend, Aids nicht mehr ernst zu nehmen", der weltweit zu einem Anstieg der Rate der Neuinfektionen geführt hat. Er forderte dazu auf, Aidskranke sozial nicht auszugrenzen. Mit Standbildern in Szene gesetzt, diente den Konfirmanden das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zur Darstellung von Verantwortung, Nächstenliebe und Mitgefühl.

Aids, die sich global ausbreitende Epidemie, macht vor Sylt nicht halt. Diese Tatsache verdeutlichte auch der Hamburger Pastor Detlef Gause. Doch scheint die Seuche zwanzig Jahre nach dem Aids-Schock in den 80er Jahren an Schrecken verloren zu haben; und dass obwohl es noch immer keine Therapie gibt, mit der Aids besiegt werden kann, so Aids-Pastor Gause.

Die Krankheit ist nicht heilbar. Lediglich die Symptome können medikamentös behandelt werden, was meist mit schweren physischen und psychischen Nebenwirkungen verbunden und nur zeitlich begrenzt möglich ist, da Aids-Viren Resistenzen entwickeln. "Unsere Gesellschaft geht in keiner Weise aufgeklärt mit Aids um", sagte Gause. Allein Aufklärung befördere ein Umdenken hin zu weniger Berührungsängsten mit HIV-Infizierten und Aidskranken. Fürbitten der Besucher, gelesen von Susanne Kunsmann (Ev. Kinder- u. Jugendbüro) und Angela Lohmüller (Aids-Hilfe-Sylt) sowie den beiden Pastoren, beendeten den Gottesdienst. Beim anschließenden Treffen im Gemeindehaus betonte Lohmüller die Wichtigkeit von Prävention und Betreuung im Bereich der Jugendarbeit. Sie selber sucht mit Schülern das Gespräch über Aids, um Aufklärungslücken zu beseitigen: "Die Gefahr der Neuansteckung wird unterschätzt. Die Jugendlichen können die Folgen ihres unvorsichtigen Verhaltens oft nicht abschätzen."

Die Dipl. Sozialpädagogin kritisierte, dass die Auseinandersetzung in den Medien mit der Problematik Aids rückläufig sei und Aufklärungskampagnen für "Safer Sex" mit Kondom per Fernseh- oder Kinospot immer seltener zu sehen seien. Aids als lebensgefährliche Krankheit "wird leichtsinnig verdrängt", warte die 27-Jährige. Wie viele ihr bekannte Aids-Fälle es auf Sylt gibt, wollte sie nicht sagen.

Der Kampf gegen Diskriminierung zählt nach Ansicht von Karl-Ernst Schmidt (Vorstandsmitglied Aids-Hilfe-Sylt) zu den vordringlichsten Aufgaben. Wirtschaftlichem Niedergang und sozialer Isolation, ausgelöst durch den Verlust des Arbeitsplatzes, folgten gravierende Einbußen bei der Lebensqualität, so Schmidt. Gegen das Verdrängen oder Tabuisieren von Aids sei es wichtig, dass mehr Schicksale Betroffener in die Öffentlichkeit gelangten.

Unwissenheit, Fahrlässigkeit und Ignoranz ermöglichen es, dass sich der HI-Virus weiter ausbreitet. Nach wie vor gilt: Jeder ist gefährdet.

Foto2: Zahlreiche schriftlich niedergelegte Fürbitten der Besucher des Aids-Gottesdienstes galten mehr Liebe, Mitgefühl und Toleranz gegenüber Aidskranken.

(Erscheinungsdatum: Freitag, 03.12.2004 / Sylter Rundschau)

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