"Sturmtage": Nicht nur das Notwendige muss umgesetzt werden

Überschwemmungen und Landverluste gehören zur Geschichte von Sylt seit Gedenken dazu. Ein effektiver und langfristiger Küstenschutz ist deshalb bestimmend für die Zukunft der Insel. Thematischer Mittelpunkt der „Sturm-Tage 2003“ im Alten Kursaal bildete zwei Tage lang die Diskussion um den Erhalt und den Schutz von Insel und Küste.


Moderierten die „2. Sturm-Tage auf der Insel Sylt“: Helge Jansen, Dr. Andreas Kannen, Dr. Kai Ahrendt, Carlo van Bernem, Annemarie Lübcke (v.l.).Foto: Jakat

Westerland/Sylt (aja) - „Der Sturm-Tag soll dafür stehen, dass Bereiche in Bewegung kommen“, sagte Helge Jansen, Verbandsvorsteher des Landschaftszweckverband Sylt (LZV) und meinte damit die Ergreifung „unabwendbarer, zwingender“ Maßnahmen zum Küstenschutz. „Gleichzeitig sind sie ein Aufruf zu einem intensiveren Dialog“, erläuterte Jansen das Ziel der „Sturm-Tage“-Diskussion, zu der sich am Donnerstag rund 60 Küstenschutz-Experten und Naturschutz-Fachleute trafen.

Beabsichtigt war aus Thesen von vier Themen-Tischen einen gemeinsamen Kanon von Handlungsfeldern und zum Erhalt und Schutz der Region Uthlande und der Küste zu erstellen.

Wenn es um das Thema Küstenschutz-Finanzierung in der Zukunft geht, weiß Helge Jansen wovon er spricht. Er kennt die offenen Problemlagen, die etwa die Sicherung der Sylter Westküste bzw. die der Zustand des Hindenburg-Eisenbahndamms aufwerfen. Veränderungen des Klimas ließen einen Anstieg der Sturmfluthäufigkeit erwarten. Bei den Haushaltsnöten allerorts ist für Jansen aber noch unklar, wie ein benötigter, steigender Küstenschutzetat finanziert werden soll.

Eine Kostenminimierung sei ebenfalls notwendig, beispielsweise im Bereich der Sandvorspülung durch Ausweitung der dreijährigen Auftragsbindung auf zehn Jahre. Die Kurabgabe sei jedenfalls kein adäquates Finanzierungsmittel, betonte Jansen. Eine verlässliche, weil langfristige Küstenschutz-Finanzierungsplanung besitze Priorität. Küstenschutz sei eine staatliche Aufgabe, bei der bestehende Ausführungsmodalitäten sowie unterschiedliche Zuständigkeiten mit dem Bund neu geklärt werden müssten. Jansen beanstandete: „Das Notwendige wird getan, aber nicht das Wünschenswerte.“

Der Moderator der Themen-Gruppe Integriertes Küstenzonen Management in der Region Uthlande (IKZM), Dr. Andreas Kannen, betonte dessen Wichtigkeit als Instrument für verbesserte Kommunikation und optimiertes Konfliktmanagement. Auf der Ebene von Natur- und Küstenschutz müsse man den Folgen des Meeresspiegelanstiegs durch Klimawandel besondere Aufmerksamkeit widmen. Alle Teilnehmer bestätigten, das dem IKZM als „nachhaltigem Entwicklungskonzept“ für die Küste eine entscheidende Rolle zufalle.

„Offshore-Windenergie-Anlagen dürfen die Schiffsverkehrsicherheit nicht beeinträchtigen“, hob ferner Carlo van Bernem als Themenpunkt hervor. Doch von solchen Anlagen wollte Wennigstedts Kurdirektor gar nichts wissen: „Die Dinger gehören hier nicht hin, hier schaden sie“, empörte sich Erik Mannstedt. Im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens, das Jansen initiierte, wurde festgestellt, dass die Positionierung der Insel Sylt gegenüber dem Bund wichtig sei. Zudem müsse die geplante Trassenführung durch den Nationalpark Wattenmeer auf ihre Zulässigkeit geprüft werden. Und Kosten für Sicherheitseinrichtungen sollten durch die Betreiber abgesichert sein.

Der Themen-Kreis Zukunftsweisende Küstenschutztechniken um Dr. Kai Ahrendt, formuliert mit dem Stichwort Technikerprobung von Innovationen einen maßgeblichen Küstenschutzaspekt mit hohem Konfliktpotential. In Hinblick auf deren Erprobung und Finanzierung, soll die Auseinandersetzung mit dem Amt für ländliche Räume von der LZV Sylt übernommen werden. Feldversuche an der sensiblen Sylter Küste seien sicher schwierig, doch Innovationen können Probleme lösen, bemerkte van Bernem.

Es gibt für die Durchsetzung der erörterten Themen Verbündete: „Meine Hoffnung ist, dass wir zu den nächsten „Sturm-Tagen“ Erfolgsberichte zu den einzelnen Punkten vorstellen können“, resümierte Moderatorin Annemarie Lübcke vom Regionalbüro Uthlande.

(Erscheinungsdatum: Samstag, 01.11.2003 / Sylter Rundschau)

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