Westerland/Sylt (aja) - Der Kunstunterricht rangiert in der Hierarchie der Schulfächer fast immer hinter Deutsch, Englisch oder Mathematik. Denn die stehen in ihrer Geltung zumeist über jenen Fächern, die das kreative Potential junger Menschen fordern und gestalterisches Schaffen fördern. Auch die vermeintliche "Brotlosigkeit der Schönen Künste" schreckt leicht davon ab, in diesem Arbeitsgebiet eine Zukunft zu suchen.

Dass so manch junges Kunst-Talent im Verborgenen schlummert, beweist zum fünften Mal eine Gemeinschaftsausstellung von Schülern des Westerländer Schulzentrums, die ab heute in den Galerieräumen der "Alten Post" interessante Ergebnisse individueller Auseinandersetzungen mit Farbe und Form zeigt.

Über 30 meist farbige Arbeiten, sind dort bis Ende November zu sehen. Allesamt Werke, deren kreativer Ausdruck die Freude aller Beteiligter am Malen und Zeichnen dokumentiert. Im Rahmen eines "Projekt orientierten Kunstunterrichts" (PKU) stellten sich Haupt- und Realschüler gemeinsam mit Gymnasiasten unter anderem der Themenstellung "Künstler des 20. Jahrhunderts".

Lisa Helfers (14) und Nadine Peleikis (15) entschieden sich für den amerikanischen Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein, dessen Darstellungsweise sie so weit inspirierte, dass sie diese zur Vorlage für eigene Bilder nahmen.

Der Kontrast zwischen warmen und kalten Farben, gesehen in einem Bild des Malers Paul Klee, habe sie zu ihrer rein abstrakten Arbeit angeregt, sagt Daniela Schulz (15).

Die Wahl von Finja Edling und Onur Karaca, gleichfalls Schüler der 9. Klasse, fiel indes auf den Niederländer Vincent van Gogh. Als Resultat ihrer Studien präsentieren sie Kopien eines Van-Goghschen-Blumenstillebens und einer perspektivisch verschobenen Zimmeransicht, die sich ebenfalls beide sehen lassen können.

Neben der Begeisterung für die buntfarbige Kunst eines Friedensreich Hundertwasser, das geometrischen Formenspiel eines Victor Vasarély oder den Jahrhundertkünstler Pablo Picasso findet in den ausgestellten Bildern auch der kindliche Erfahrungsschatz seinen Ausdruck wie mehrere Aquarium-Bilder belegen. Die lassen ebenso wie farbintensive Wellenreiter- und Brandungsbilder heimatlich-maritime Einflüsse erkennen.

"Swatch-Uhren-Kunst" und zarte Bleistiftzeichnungen runden die gelungene Ausstellung ab, die gleichfalls selbst gebastelte Trommelinstrumente aus Ton, Pfeifen aus Bambus und ein aus einer Butterkeksdose gefertigtes Seiteninstrument präsentiert.

Unterstützung bei der Umsetzung ihrer schöpferischen Ideen fanden die Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis neun bei Nicole Jensen, Angelika Juris, Carl Meyer, Augustin Noffke und Hans-Joachim Pohl, die halfen dabei, die Arbeiten ihrer ambitionierten Schützlinge aus dem Kunstunterricht des laufenden Schuljahrs "unter ein Dach" zu bekommen.

Ermöglicht hat die Ausstellung in der Stadtgalerie der Verein Sylter Kunstfreunde. Für die Vorsitzende Uschi Schmiedeberg ist die dreiwöchige Bereitstellung der Galerie sowie das Spendieren der Getränke zur Vernissage ein wichtiger Beitrag zur Nachwuchsarbeit: "Für die Schüler ist die positive Resonanz des Publikums auf ihre Werke ein tolles Erlebnis mit weit reichender Wirkung. Eine bessere Förderung können wir uns nicht vorstellen. Und schließlich sind hier die zukünftigen Kunstfreunde vertreten."

Die Ausstellung ist bis zum 30. November 2004 von Montag bis Freitag, in der Zeit von 15 – 16.30 Uhr zu besichtigen.

Foto Nr. 2/6
Auseinandersetzung mit Friedensreich Hundertwasser.

Foto Nr. 3
Inspiriert vom Pop-Art-Stil Roy Lichtensteins: Die Bilder von Lisa Helfers und Nadine Peleikis (r.).

Foto Nr. 4
Hat Paul Klees Farbigkeit für sich neu interpretiert: Die Schülerin Daniela Schulz.

Foto Nr. 4
Fähige Van-Gogh-Kopisten: Finja Edling und Onur Karaca vor ihren Arbeiten.

(Erscheinungsdatum: Dienstag, 09.11.2004 / Sylter Rundschau - ohne die Fotos 2,3,4,6)