Polo-Schule: Wildes Gedränge und heiße Dampf-Fontänen

Für ein Polo-Spiel sind genaue Kenntnisse des Regelwerks, Disziplin und Organisation entscheidende Kriterien. In der Keitumer Polo-Schule auf dem Grünhof können Kinder und Erwachsene lernen, worauf es beim Teamsport Polo sonst noch so ankommt.


Teilen die Leidenschaft für den Polo-Sport: Juan Correa, Lydia und Nils Ossenbrüggen (v.l.). Fotos: Jakat

Keitum/Sylt (aja) - „Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“, sagt ein altes Sprichwort, das auch für Polo-Ponys und deren Reiter gilt. Juan Correa ist einer von ihnen. Als Kind begann er bereits Polo zu spielen. Die Männer seiner Familie haben es ihm damals beigebracht. Heute ist der 33-Jährige selbst ein erprobter Polo-Profi. Und Polo, sagt er, "das ist mein Leben". Der gebürtige Argentinier arbeitet als Polo-Trainer in Keitum auf dem Grünhof und unterrichtet dort Kinder in einer der ältesten Teamsportarten der Welt.

„Der Kampf um den Ball begeistert nicht nur Mädchen sondern auch viele Jungen“, weiß Lydia Ossenbrüggen von der Polo-Schule Grünhof, die ihr Mann Nils seit dem vergangenen Jahr betreibt. Sie selbst ist ebenfalls ein begeisterter Polo-Fan und ihr Ziel ist es, „Polo auf Sylt zu etablieren“.
Die sattelfeste Reiterin bereitet sich auf ein Polo-Training für Kinder und Erwachsene mit Juan Correa und Nils Ossenbrüggen vor. Geübt werden sollen das Wenden, Stoppen und Halten des Pferds sowie verschiedene Schlagtechniken und die Team-Arbeit - denn Polo ist ein Mannschaftssport.

Neben einem speziellen Polo-Helm und Reitstiefeln sind lederne Knieschützer ein unbedingtes Muss, erklärt Lydia Ossenbrüggen, die, der Wettspiel-Tradition gemäß, eine weiße Reithose und ein kurzärmeliges Polo-Shirt trägt. Dass beim aufreibenden Polo auch die Reiter schnell ins Schwitzen geraten, weiß sie aus eigener Erfahrung.

Da es für ein Wiesen-Match zu kalt ist, leitet Juan Correa die Trainingsstunde in der Reithalle. Zuerst werden die Pferde warm galoppiert, danach die beiden gegnerischen Teams bestimmt. Die bestehen aus je vier Spielern und sind zusammengesetzt aus einer gemischten Gruppe von Kindern und Erwachsenen im Alter von 11 bis 41 Jahren.

Dann beginnt der erste so genannter „Chukker“. Dem sich in der Folge drei weitere Spielabschnitte anschließen, die jeweils rund sieben Minuten dauern. Juan Correa schwingt seinen "Stick", einen langstieligen Schläger mit Ledergriff und Handschlaufe, an dessen unterem Ende sich ein zigarrenförmiger Holzschläger befindet. Er will damit einen schwarz-roten Gummi-Spielball nah an das gegnerische Tor spielen, dessen Pfosten zwei große Plastikkegel an der gegenüberliegenden Hallenwand markieren.

Sofort setzen Pferd und Reiter beherzt dem fliegenden Ball nach. Es entsteht ein wildes Gedränge. Einer der Spieler nutzt die Torchance, indem er den Ball geschickt mit seinem Stick trifft und in das Tor feuert. Das Spiel ist sehr schnell und wechselt durch lange Ball-Pässe und Rückschläge ständig die Richtung. Einen Torwart gibt es nicht.

Die Beine der wendigen, temperamentvollen Polo-Ponys sind durch dicke, rote Bandagen vor Schlägen durch den Polostick geschützt. Kurze Spurts und abrupte Wendemanöver der Pferde lassen den Hallenbelag aufstauben und dicke Flocken des Späne-Sand-Gemischs niederrieseln. Wegen der Verhakungsgefahr mit den Sticks ist der Schweif der 1,65 Meter kleinen Pferde hochgebunden und die Mähne rasiert. Lange Dampf-Fontänen treten gegen Ende des Spiels aus den Nüstern der laut schnaubenden Tiere. In der Halle riecht es nach einem Gemisch aus Heu, Stroh und Pferdeschweiß.

Juan Correas individuelle Handicap-Einstufung als Polo-Spieler liegt, auf einer Skala von -2 bis +10 weltweit, bei +4. So verwundert es nicht, dass am Schluss seine Mannschaft gewinnt. „Indoor-Polo ist schwer zu spielen. Die ausdauernden Polo-Ponys sind die Ferraris unter den Pferden und wollen laufen. Das geht auf der Wiese mit großem Spielfeld viel besser. Da spielen wir mit einem faustgroßen Kokosball, der im Hallenbelag untergehen würde“, sagt Reitlehrer Nils Ossenbrüggen, der insgesamt 21 Pferde besitzt.

Neben Teamgeist, Leidenschaft, einem sicheren Auge und einem hohen Maß an Konzentration und Entschlossenheit gehören der gut Umgang mit Pferden und reiterliches Können zu den Grundvoraussetzungen eines Polo-Spielers.

Allerdings gelten für Anfänger Ausnahmen. Die dürfen an der Polo-Schule im Grünhof auch ohne Reit-Vorkenntnisse teilnehmen, so Lydia Ossenbrüggen. Das hat seinen Grund: Ein Polo-Vollblut besitzt üblicherweise eine erstklassige Erziehung und Ausbildung. Schon allein, um den hohen Anforderungen des Spiels zu genügen.

(Erscheinungsdatum: Mittwoch, 24.03.2004 / Sylter Rundschau)

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