"Gelassen-rastloser" Pleitgen verspricht: "Ich komme wieder"

Siebenter "Kampener Literatursommer": Bewegende Auftaktveranstaltung mit dem Intendanten des WDR

Hat noch viele Ziele: Fritz F. Pleitgen mit Tourismus-Direktorin Birgit Friese bei der Signierstunde im Kamp-Hüs. Foto: Jakat

Kampen/Sylt (aja) - Wie die meisten bekannten Autoren, hat auch Fritz F. Pleitgen einen vollen Terminkalender. Allerdings nicht nur, weil er nach eigener Aussage eine "Nebentätigkeit als Intendant" ausübt, sondern weil er viel reist. Etwa nach Galizien, wo Pleitgen mit Annette Dittert, einer Polen-Korrespondentin der ARD, die Ostgrenze Europas befuhr: den Bug.

Mit dem EU-Beitritt Polens wurde der gerade einmal 30 Meter breite Fluss Bug zur neuen Außengrenze der Europäischen Union. Grund genug für den ehemaligen Moskau-Korrespondenten Pleitgen Recherchen und Reflexionen über diese "vergessene Welt" anzustellen, um anschließend seine journalistischen Reiseerlebnisse in das Buch "Der stille Bug – Reise durch ein zerrissenes Land" und eine gleichnamige Fernsehreportage einfließen zu lassen.

"Mir hat diese Reise sehr viel gegeben und wir haben dort Einblicke in die Geschichte bekommen", sagte Pleitgen im Anschluss an seine Lesung am Freitag im Kamp-Hüs. Der 66- Jährige war der Einladung von Tourismus-Direktorin Birgit Friese gefolgt und eröffnete an diesem Abend den diesjährigen "Kampener Literatursommer", der noch bis September läuft.

Im Mittelpunkt der literarischen Stippvisite des TV-Reisenden, an der eine hundertköpfige Zuhörerschaft teilnahm, standen Episoden der Bug-Zeitreise von Lemberg nach Brest und durch eine Grenzregion, die in West-Europa weitgehend unbekannt ist. Pleitgen erzählt bewegende Geschichten aus dem Gestern und Heute: Er berichtet über außergewöhnliche Schicksale, erinnert an den geschichtlichen Konflikt der orthodoxen und griechisch-katholischen Kirche ebenso wie an das einstige Vernichtungslager Sobibor.

Und sein Ausflug in die bewegte Stadtgeschichte von Lemberg, der Hauptstadt Galiziens, wird auch zu einem in die jüdische Geschichte der Stadt und den polnischen Antisemitismus. Dabei liest Pleitgen nicht nur, sondern er bebildert die Lesung mittels Film-Einspielungen, die dem Publikum Menschen und Landschaften der Ukraine, Weißrusslands und Polens in den Blick rücken.

Übrigens war Fritz Pleitgen, wie er sagte, gern nach Sylt gekommen. Und er hat Birgit Friese, die ihn als "gelassen rastlos - im privaten wie im beruflichen" vorstellte, erneut ein Versprechen gegeben: und zwar wiederzukommen. Dann mit einer neuen Reportage im Reisegepäck – vielleicht über das Mansfelder Land oder auch die Rocky Mountains.

(Erscheinungsdatum: Montag, 12.07.2004 / Sylter Rundschau)

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