Der Widerstand geht weiter |
||||||||
Der Kampf gegen den vor Sylt geplanten Offshore-Windpark "Butendiek" geht in die nächste Runde: Sylter Gegner des Projekts trafen sich, um ihr künftiges Vorgehen zur Rettung des Windrad-freien Blicks in Richtung Westen abzustimmen. Dabei wurden die Weichen für eine Vereinsgründung gestellt. |
||||||||
Formieren den Widerstand gegen einen Windpark vor Sylts Westküste: Harro Johannsen, Dr. Hans-Joachim Zielinski, Hans Jessel (v.l.). Foto: Jakat |
||||||||
Kampen/Sylt (aja) - Die Sylter Windpark-Gegner sind weit davon entfernt, die Segel zu streichen. Angesichts des jüngsten Bescheids des Oberverwaltungsgerichts (OVG) zu Gunsten des geplanten ersten deutschen Nordsee-Windparks, wird den Widerständlern jedoch viel Optimismus abverlangt. Über zwanzig Mitstreiter trafen sich jetzt im Kaamp-Hüs zu einer Besprechung strategischer Maßnahmen gegen das dreistellige Millionenprojekt "Butendiek".
Initiiert wurde die Bewegung von Dr. Hans-Joachim Zielinski für den angesichts der noch nicht genehmigten Kabeltrasse fest steht: "Solange wir eine Chance haben, machen wir weiter. Der Protest ist ungebrochen und er ebbt auch nicht ab. An die 1000 Unterschriften aus ganz Deutschland habe er inzwischen gegen "Butendiek" zusammen. Als positiv wertet Dr. Zielinski auch die vom DeHoGa signalisierte Unterstützung. Ginge es nach den Windrad-Gegnern, bliebe die in 34 Kilometer Entfernung geplante Offshore-Anlage weiterhin Zukunftsmusik. Schon allein deshalb, weil ein durch Windräder verstellter Horizontblick negative Impulse für die touristische Zukunft Sylts erwarten ließe, und weil Risiken wie die Beseitigung von Strandverschmutzungen sowie die Entsorgung von Altlasten nicht klar finanziell abgesichert seien. Die entscheidende Frage der zweistündigen Zusammenkunft lautete jedoch: Wie geht der Widerstand weiter? Kampens Bürgermeister Harro Johannsen skizzierte die Begründung des OVG zur Ablehnung der Kampener Klage, nach der weder die Verschandelung des Horizontes noch die Gefährdung der Schifffahrt von Belang seinen. Vielmehr werde die Gefahr den Schiffen zugerechnet. Nach Auffassung des Gerichts, so Johannsen, begründe eine befürchtete Kollisionsgefahr kein Abwehrrecht. "Diese Argumentation ist hanebüchent." Johannsen sagte, dass eine erneute Prüfung des Urteils auf der Basis von EU-Recht anwaltlich von der Gemeinde geklärt und als letzter Schritt in Erwägung gezogen werde. Ebenso wie eine Beschwerde beim Verfassungsgericht, über die in der bevorstehenden Gemeindevertretersitzung entschieden werden soll. Es gelte ein Forum zu schaffen, die Bürger zu sensibilisieren "leider sehr spät, hoffentlich nicht zu spät." Angesichts der gesetzlichen Intention Windparks zu fördern und diese zukünftig am Standort Nordsee auszubauen, betonte Dr. Zielinski, dass der Protest eine Aktionsbasis benötige. Im Hinblick auf die Umsetzung künftiger Strategiekonzepte gelte es, haftungsrechtliche Aspekte abzusichern. Die Weichenstellung für eine Vereinsgründung erfolgte im Einvernehmen aller Anwesenden. Noch in diesem Monat soll ein 'eingetragener Verein' gegründet werden. Über Satzungsinhalte, langfristige Ziele und den Namen will die Gruppe beim nächsten Treffen abstimmen. Einen Entwurf soll bis dahin ein fünfköpfiger Satzungsausschuss entwickeln. Danach gelte es abzustimmen, welche Aktionen wie zu starten seien. Günter Schroeder (Sylt Tourismus Zentrale) bemerkte: "Der ein oder andere wird hier wohlmöglich mit seinem Umfeld in Konflikt kommen." Dr. Zielinski betonte, dass die Keitumer Grundstücksbesitzer beim Thema Kabeltrasse vor der Frage "Geld oder Moral" stünden. "Mal sehen, was siegt." Ob sich durch Bekundung öffentlichen Widerstandes wirtschaftliche Interessen und politische Vorgaben abwehren und statt dessen Atlantis-Erfolge wiederholen lassen, wird abzuwarten bleiben. |
||||||||
(Erscheinungsdatum: Samstag, 13.11.2004 / Sylter Rundschau) |
||||||||
zurück zur Artikelliste | ||||||||