Die farbigen Landschaften des Dr. Herbert Sieg

Arbeiten des Sylter Künstlers Herbert Sieg sind jetzt in der Volks- und Raiffeisenbank in Keitum zu sehen. Die Einzelausstellung läuft noch bis zum 30. August.


Farbsatte, kraftvolle Nordafrika-Impressionen erwarten die Besucher. Foto: Jakat

Keitum/Sylt (aja) - Seit Juni hat die Keitumer Volks- und Raiffeisenbank eine besondere Attraktion zu bieten: Afrika- und Irland-Impressionen des Sylter Malers und Galeristen Herbert Sieg. Die Schau ist das Ergebnis von Reisen nach Tunesien, Marokko und Irland.

Schnell vor Ort auf Papier skizzierte Landschafts- und Reiseeindrücke setzte Sieg in seinem Keitumer Atelier zwischen 1997 und 2000 in abstrakte Bildkompositionen um. Die beziehen ihren Reiz größtenteils aus der künstlerischen Auseinandersetzung mit Architektur und Stadtraum. Verschiedenartige Häuserformen und Türme bilden die bestimmenden Strukturelemente der Bilder. Dabei gilt Siegs Konzentration der prismatischen Zerlegung und Durchdringung von sich scheinbar transparent überlagernden Flächen.

In Acryl, Öl oder mittels Mischtechnik auf Leinwand gebracht, wirken die Arbeiten farbsatt und kraftvoll. Für seine nordafrikanischen Stadtansichten mit prägnanter Farbgebung bevorzugt der Künstler kontrastierende Farben wie Blau und Ocker. Diverse Blauabstufungen und weiß-helle Lichtflecken geben den Werken Tiefe; deutlich sichtbare, schwarze Kohle- und Tuschestriche Konturen und Form.

Ihren gleichwohl leichten Farbcharakter erhalten die Bilder durch die technische Machart, mehrere Farbschichten auf eine dünne, grobe Leinwand aufzuspachteln bis diese die jeweilige Stofflichkeit erreicht haben.

Sieg versucht dabei die nordafrikanische Architektur aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und Perspektiven einzufangen. So lohnt es sich, auch einmal den Standpunkt beim Betrachten zu verändern. Von links oder rechts in Augenschein genommen, lassen sich bei Stadtansichten im Mondlicht perspektivische Verzerrungen erkennen. „Bilder sind Irreführungen“, so Sieg, der absichtsvoll mit den Sehgewohnheiten des Betrachters spielt.

Während die meisten seiner Nordafrika-Gemälde stark an kubistische Vorbilder wie Lyonel Feininger angelehnt sind, widmet sich Sieg in seinem „Irland-Zyklus“ den weicheren Ausdrucksformen. Die in regnerische Blässe getauchte, raue Schönheit Irlands erkennt man in eigenwilligen Küsten- und Landschaftsdarstellungen sowie detaillierter porträtierten Szenerien: Wäscheleinen, die zwischen Häuserwänden gespannt sind; Dachlandschaften, deren kennzeichnendes Merkmal der Kamin ist; eine Straße zu einem Dorf, über der sich dunkle Wolken zusammenballen. Hier wurde mit Acrylfarbe und Tusche experimentiert, gekratzt, gewischt bis etwa die dramatisch anmutende, dynamische Wolkenformation stimmte.

Der Abstand zum Reiseerlebnis sei ihm wichtig, betont Sieg, dessen Akte, Zeichnungen und Porträts aus den 50er-Jahren parallel in der Galerie Sieg, C.-P.-Hansen-Allee 5, zu sehen sind.

(Erscheinungsdatum: Freitag, 02.07.2004 / Sylter Rundschau)

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